Persomalmanagement im Krankenhaus

Mit der 2013 angelaufenen Kampagne „Wir alle sind das Krankenhaus“ macht die Deutsche
Krankenhausgesellschaft auf einen Notstand aufmerksam: Rund 60 Prozent der Kosten im
Krankenhaus sind Personalkosten. Sie stiegen von 2006 bis 2012 um knapp 16 Prozent. Dieser
tarifbedingte Anstieg liegt höher als der gesetzlich festgelegte Preiszuwachs von 8,7 Prozent.
Jedes dritte Krankenhaus schreibt bereits rote Zahlen. Der Grund: die unzureichenden
Vergütungs regelungen und die gesetzlich verfügten Kürzungen. Hinzu kommen die den Kliniken
bereits abverlangten Kürzungen in Höhe von einer Milliarde Euro sowie bis Ende nächsten Jahres
noch zusätzlich Kürzungen von 750 Millionen Euro. Wie kann unter diesen Bedingungen ein
modernes Personalmanagement für 1,1 Millionen Mitarbeiter und rund 96 000 Auszubildende,
davon 77 000 in der Gesundheits- und Krankenpflege, aufgebaut und gelebt werden? Christiane Siemann
befragte hierzu den Präsidenten der Deutschen Krankenhausgesellschaft Alfred Dänzer.

Personalwirtschaft: Der Kostendruck der Krankenhäuser steigt permanent. Gleichzeitig sollen sie sich zu attraktiven
Arbeitgebern entwickeln, in familienfreundliche Arbeitszeitmodelle investieren, ihr Personal entwickeln, die Entlohnung
und Arbeitsbedingungen so gestalten, dass sie beim Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte mithalten können und vieles mehr. Macht Sie das manchmal ärgerlich?

Alfred Dänzer: Ja, sehr. Die Situation der Krankenhäuser ist schwierig. Auf der einen Seite sind sie einem enormen Wirtschaftlichkeitsdruck ausgesetzt und erhalten keine Refinanzierung für Kostensteigerungen beispielweise für höhere Löhne und Gehälter. Auf der anderen Seite gibt es den Anspruch und die Notwendigkeit, attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Es ist ein bis
heute nicht aufgelöster Widerspruch. Die politisch Verantwortlichen müssen sich entscheiden. Beides geht nicht! Ich kann nicht attraktive und familienfreundliche Arbeitsplätze für Ärzte und Pflegekräfte einfordern, gleichzeitig aber durch Kürzungen und eine unzureichende Finanzierung von Kostensteigerungen eine Rationalisierungswelle durch die Krankenhäuser schicken. Das Finanzierungssystem zwingt Kliniken durch Kürzungen und Preisbegrenzungen bei steigenden Kosten in einen harten Wettbewerb. Arbeitnehmer in Krankenhäusern haben dies durch zunehmende Arbeitsverdichtung zu spüren bekommen. Dieser Effekt – das muss man
ganz klar sagen – war politisch gewollt. Das deutsche Krankenhaussystem sollte wirtschaftlicher arbeiten und sogenannte Effizienzreserven heben. Aus Sicht der deutschen Krankenhäuser ist dieser Prozess abgeschlossen. Wir fordern eine faire Finanzierung von Kostensteigerungen. Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus müssen an der allgemeinen Lohnentwicklung teilhaben
können. Hier geht es auch um Anerkennung und Wertschätzung! Gleichzeitig ist es eine Grundvoraussetzung, um junge
Menschen für diese Berufe zu begeistern. …………………………