Zu viele Überstunden? Autoritäre Umgangsformen? Mancher Chefarzt vom alten Schlag reibt sich die Augen: Die jungen Assistenten kündigen einfach, wenn es ihnen zu viel wird
Die jungen Assistenzärzte haben Macht: Ihr größter Hebel ist die Eigenkündigung. Das ist neu. Denn während vor 20 Jahren jeder Absolvent froh war, eine der wenigen Ausbildungsstellen im Krankenhaus zu bekommen, hat sich die Arbeitsmarktsituation inzwischen gedreht. Heute herrscht Ärztemangel, und viele Klinikchefs sind überglücklich, wenn sich Ärzte in Ausbildung entschließen, an ihrem Haus eine Stelle anzutreten. Doch wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen, wechseln die jungen Mediziner kurz entschlossen die Klinik.
„Im vorigen Krankenhaus habe ich nach der Probezeit gekündigt. Der Chef hat gerade den Assistenten extrem viel Arbeit aufgedrückt. Wir mussten bis 21 Uhr und länger bleiben, hatten tagsüber keine Pausen, und ich musste jedes Wochenende arbeiten.“ Die 33 Jahre alte Assistenzärztin, im vierten Jahr ihrer Facharztausbildung für Innere Medizin, möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, auch wenn sie jetzt das Glück hat, in einer „Super-Klinik“ zu arbeiten. Hier kann sie Überstunden aufschreiben und bekommt zum Ausgleich freie Tage. Während der frühere Chef autoritär war und „alle in Grund und Boden geschrien hat, wenn ein kleiner Fehler aufgetreten ist“, berichtet sie nun von einem „freundlichen, fairen Chef und einer guten Supervision der Arbeit“.