Personalwirtschaft 10/2020

Vor dem Hintergrund der Missstände in der Fleischindustrie bemüht sich die Politik wieder einmal, durchgreifende Änderungen zu erreichen. Nach Jahren unzureichender Kontrollen soll es jetzt das Verbot von Werkverträgen und Zeitarbeit richten.

Kolossale Sauerei, Schweinestall Europas, brutale Ferkelei, Billigschlachttourismus – die Wellen der Empörung über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten schlugen im Mai 2020 hoch wie nie. Dazu brauchte es erst massenweise Infektionen mit Covid-19 bei Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies. Die Erkrankungen wären den dort Beschäftigten vielleicht erspart geblieben, wenn die in diesem Gewerbe schon seit vielen Jahren bekannten Zustände ernst genommen und nicht kollektiv verdrängt
worden wären. Gut geheuchelt, möchte man den jetzt empörten Politikern und Verbrauchern zurufen.
Was lief bisher schief? Immer wieder versuchte sich der Gesetzgeber an Vorschriften und Selbstverpflichtungen für die Branche. Doch sobald die Tinte trocken war, sank das Interesse von Politik und Kontrollbehörden an den Arbeitsbedingungen spürbar. Das zeigt eine kleine Rückschau auf die letzten sechs Jahre.